Schicksalsjahr 1923 Wo ein Wille, da ein Weg

Trotz Hyperinflation Ausbau der Deutschen Uhrmacherschule gesichert 1923 war das Jahr der Hyperinflation. Die Menschen in Deutschland trugen ihr Geld in Rucksäcken zum Bäcker, um ein einziges Brot zu ...

Trotz Hyperinflation Ausbau der Deutschen Uhrmacherschule gesichert

1923 war das Jahr der Hyperinflation. Die Menschen in Deutschland trugen ihr Geld in Rucksäcken zum Bäcker, um ein einziges Brot zu bezahlen. Für Investitionstätigkeiten war deshalb Erfindungsgeist gefragt. Landesweit, und so auch in Glashütte, wurde eine Hilfskonstruktion genutzt, das sogenannte Notgeld.

In solch unsicheren Zeiten stellte es eine Option dar, die Finanzierung des lange geplanten Erweiterungsausbaus der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte zu sichern. Die Stadtgirokasse in Glashütte hatte bereits eine Garantie für die Finanzierung der geplanten Erweiterung gegeben. Aufgrund der Hyperinflation und der damit einhergehenden Geldentwertung war jedoch eine weitere Geldspritze notwendig geworden. Bürgermeister Opitz ergriff am 15. September 1923 die Initiative. In einer flammenden Rede zur Einweihung des Erweiterungsbaus beschwor er die in Glashütte versammelten Gäste rhetorisch brilliant und mit viel Humor die eigens zu diesem Zweck gedruckten Scheine zu erwerben.

„Wo ein Wille, Da ein Weg“, so steht es auf der Rückseite des Notgeldes geschrieben. Bürgermeister Opitz gewann die Herzen seiner Zuhörer. Mit Hilfe des Notgeldes gelang es ihm, den weiteren Finanzierungsbedarf zu sichern. Indem die Anwesenden das Notgeld erwarben und später nicht einlösten, konnten die Baukosten für den Erweiterungsbau gedeckt werden.

Bereits im Jahre 1878 wurde die Deutsche Uhrmacherschule auf Initiative des Vordenkers und Uhrenpioniers Carl Moritz Grossmann in Glashütte gegründet – damals ein Novum für die deutsche Uhrmacherkunst. 45 Jahre später – die Uhrmacherschule war längst eine Institution mit weltweiter Anerkennung geworden – war der Erweiterungsbau aufgrund der steigenden Nachfrage an Schülern aus aller Welt notwendig geworden.

Im Gebäude der ehemaligen Uhrmacherschule ist heute das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte untergebracht. Der Erweiterungsbau dient als eindrucksvoller Eingang zu dessen Gebäude. Museumsleiter Reinhard Reichel freut sich über das anhaltende Interesse an der deutschen Uhrmachergeschichte. In der Sonderausstellung „Mehr als Theorie und Praxis. Deutsche Uhrmacherschule Glashütte 1878 – 1951“, die noch bis zum 6. Januar 2019 läuft, zeigt sich die Bedeutung der Lehre an der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte.

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